über 125 jahre CVJM Ansbach

Die Zeit der Terrorherrrschaft

 

Auch in der Evangelischen Jugend war die Begeisterung über die Machtergreifung der Nationalsozialisten zunächst groß. Der Bayerische Evangelische Jungmännerbund teilte mit: „Freudiges Bekennen zu der Neuordnung, die sich in unserem Volk vollzieht.“ Die Mitgliedsvereine wurden aufgerufen, am Tag der deutschen Arbeit an einer gemeinsamen Morgenwache mit nationalsozialistischen Organisationen teilzunehmen.

 

Doch es zeigte sich schnell, dass der selbsternannte Heilsbringer der Deutschen wenig Sympathie für Menschen aufbrachte, die Jesus ihren Heiland und Erlöser nannten. Im Dezember 1933 wurde ohne Zustimmung des Vereins die Eingliederung der Evangelischen Jugend in die Hitlerjugend beschlossen und durchgesetzt. Das beeinträchtigte die Arbeit des CVJM sehr, da die Jugendlichen nun ständig an Veranstaltungen der Hitlerjugend teilnehmen mussten. Ab 1935 durften Jugendliche unter 18 Jahren nicht länger CVJM-Mitglieder bleiben.

 

Dem Vereinshaus in der Jahnstraße drohte die Enteignung. Daher übertrug der Verein 1938 das Anwesen der Kirchenstiftung St. Johannis. 1941 musste das Gebäude dann trotzdem an die Stadt Ansbach verkauft werden. 

 

Um die Zeit der Gewaltherrschaft bis 1945 zu beschreiben, soll ein Zeitzeuge zu Wort kommen. Pfarrer Fritz Wagner jr. berichtet:

„Unsere Altersstufe wurde von der Hitlerjugend betreut. Dass mein Vater meine Begeisterung über die Arbeit, die dort geschah, nicht teilte, führte zu ersten ernsthaften Auseinandersetzungen zwischen uns. Dass ich durch sein Veto gegen manches seitens der NS Jugend initiierte Vorhaben streckenweise „nur“ Bewahrung erlebte, dass er sich seinerseits dadurch außerordentlich gefährdete, sollte ich erst später begreifen.

Über geraume Zeit schrieb er allmonatlich sämtlichen CVJM-Mitgliedern, die eingezogen und somit an der Front waren, einen Rundbrief. Auch Nichtmitglieder bezog er in diese Aktion ein. Laut Heerespolizei hatte man bei einem durch Suizid aus dem Leben geschiedenen Soldaten einen solchen Rundbrief meines Vaters gefunden.

Hieß das damals Wehrkraftzersetzung, wie man es daraufhin meinem Vater vorwarf? Jedenfalls war er spätestens jetzt bei der Gestapo aktenkundig. Dass es kurz vor Kriegsende zur Verhaftung meines Vaters kam, hing, wenn ich mich recht erinnere, nicht unmittelbar mit seiner Arbeit für den CVJM, sondern mit seiner Arbeit für den Kirchenvorstand zusammen. Dank der an allen Stellen immer tiefer nach Deutschland eindringenden Fronten kam es nicht mehr zur KZ-Einlieferung meines Vaters.“